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Halleluja

Titel: Halleluja.
Autor: Anastasia
Thema des Textes: Menschenrechtlerin wird zum neuen Gott
Art des Textes: Epik, Satire
Eingeschickt am: 05. August 2007

Der Text:

Halleluja


Ich bin tot. Das war ja zu erwarten, wenn man sein Herz einem kleinen Jungen von 5 Jahren überlassen hatte. Der Junge wäre gestorben, hätte ich ihm nicht mein Herz gespendet. Überhaupt habe ich in meinem Leben viel gespendet. Meine Niere, Geld, Nächstenliebe, nettes Lächeln, Trost, echtes Mitleid, Hilfe, Freundschaft, Brot, Charity-Veranstaltungen. In vielen Kreisen galt ich als eine zweite Mutter Teresa. Ich habe von meinem Geld (und ein paar anderen Spenden) eine Drogenentzugsklinik für sogenannte hoffnungslose Fälle eingerichtet, aus der viele 'Junkies' geheilt wieder entlassen werden konnten, einige Kinderheime mit Diplompädagogen, Jugendzentren, eine Reggea-Schule, Betreuungen für Aids- und Krebskranke, zahlreiche Welthungerorganisationen, von denen viele die Situationen der Menschen in Armutsländern deutlich verbessert haben (Äthiopien ist schon ein richtiges Industrieland geworden, fällt mir grad ein), ich habe den Regenwald in Brasilien gerettet und den Orang-utan vor dem Aussterben bewahrt. Und von meinen vielen Nobelpreisen muss ich gar nicht erst reden. Ich habe nie einen Menschen getötet oder ihm in irgendeiner Weise wehgetan, ehrlich nicht. Außer den Gottgläubigen. Also nicht körperlich. Eigentlich wollte ich ihre Gefühle nie verletzen, aber irgendwie hab ichs. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Papst öffentlich beleidigt habe, als er versucht hat die armen Homosexuellen mal wieder gesellschaftlich zu vernichten. Vielleicht liegt es daran, dass ich in einer meiner Reden vor einer Milliarde Menschen erwähnt habe, dass Gott nur für Idioten existiert. Naja.
Dafür bin ich Mutter Teresa No.2 und für viele Jugendliche ein Wegweiser zum friedlichen Miteinander.
Ich war ein herzensguter Mensch, der halt eben nicht wirklich an Gott, Himmel und Hölle, Luzifer etc. glaubte.
Doch ich sollte mich irren: ich war gerade meinen letzten Atemzug vor der ewigen Ruhe fertig, da steh ich vor einem riesigen, goldenen Tor (sieht irgendwie gotisch aus) auf einer Wolke. Na toll, denke ich. Es gibt doch einen Himmel. Ich trete vor einen Schalter, hinter dem ein knauseliger alter Mann, dessen Rauschebart genauso aussieht wie die Wolke, auf der wir uns befinden. Er blickt von seinem Notizblock (vergoldet, wirklich sehr schick) und stockt. "Sie?? Ich kann nicht glauben, dass sie tatsächlich tot sind!"
"Tja, da kann man leider nichts mehr machen."
"Frau Steinbrenner?" "Ja, das ist mein Name." Dabei sehen Sie noch so jung und gut aus!", sagt der alte Mann, es klingt fast empört darüber, wie ich es wagen kann, das Zeitliche zu segnen.
"Oh, vielen Dank, aber ich habe mein Herz gespendet. Da kann man schlecht weiterleben."
"Ah, ach so. Naja, das hätte man von Ihnen ja erwarten können. Der kleine Jimmy wird hoffentlich gut damit umgehen", kichert er in seinen Himmelsbart, als ob er wissen würde, was der kleine Jimmy mit meinem Herz noch so alles machen wird. "Ich muss sagen, dass ich Sie, banal ausgedrückt, großartig finde. Selbst Mutter Teresa war nicht so herzensgut. Menschen wie Sie sind leider viel zu selten."
"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll...", das stimmt wirklich, ich bin total geschmeichelt.
"Also, schauen wir mal ob Sie, was ich nicht bezweifle, in den Himmel kommen!", sagt er, und blättert in seinem bonzigen Notizblock.
Währenddessen gucke ich ein bisschen durch die Gitterstäbe.
"Hey", sage ich, "sind das Kurt Cobain, Bob Marley und Jimi Hendrix?"
"Ja", sagt der alte Mann, ohne aufzuhören in dem Notizblock herumzublättern, "eigentlich dürften die gar nicht im Himmel sein, aber Gott mag ihre Musik."
"Ich auch!", sage ich. Ich hatte mich anscheinend in Gott geirrt. Auf einmal wird mir bewusst, wie gerne ich in den Himmel will, was ja kein Zweifel sein dürfte.
"Ach, dieser elende, dumme Ratzinger!", schnaubt der alte Mann.
"Sie meinen den ehemaligen Papst?"
"Ja, genau den! Ich hoffe, der schmort auch schön in der Hölle! Sein Strafregister ist ja fast länger als das von Hitler!!! Ich brauche da immer ewig zum durchblättern."
Ich schmunzle. Ja, das hätte man sich denken können.
"Ah, Steinbrenner Alexandra! Hui, ich wusste gar nicht, dass Sie Kommunistin sind!"
"Tja, jeder Mensch ist gleich, das ist Tatsache!"
"Sehr lobenswert, sehr lobenswert.", murmelt der alte Knacker vor sich hin. Plötzlich schreit er auf.
"Kreisch! Das gibt es ja nicht!!! Sie sollen in die Hölle kommen!!! Das kann nicht wahr sein...wegen was, Moment,...hä?!!...1.glaubt nicht an Gott, hä, sonst stört das Gott nie...so ein....!!!...2.Hat millionen von Christen und konservative Protestanten als Idioten beschimpft, weil sie an Gott glauben! Ok, das ist echt fies von Ihnen, Frau Steinbrenner, das muss ich sagen, aber um das auszugleichen haben Sie den Welthunger vernichtet und die größte Party seit Woodstock veranstaltet."
Der alte Mann schnippte und ein Handy, ebenfalls golden, wen wunderts auch, erschien.
";Ich rufe Jesus an."
";Hey, Jesus, komm bitte schnell zum Himmelstor, es ist ein Notfall!"
"Mann, das kannst du echt verschieben", brüllte der alte Mann in das Handy.
"Ach, hör schon auf, der kommt schon wieder nach Hause, unkastrierte Kater brauchen solche Ausflüge."
"Ja,ja,ja...hör schon auf zu heulen, ich kaufe dir eine neue Katze...pfff...JESUS!!! Jetzt halt mal die Klappe und komm runter, Alexandra Steinbrenner soll, so meint Gott, in die Hölle wandern!"
"WAAAAS?", hörte man Jesus am anderen Ende der Leitung schreien, bevor er neben dem alten Mann erscheint.
"Es reicht mir mit Gott! Er muss weg, endgültig!!! Erst das mit den sieben Todsünden, dann das!"
";Sie müssen wissen, Frau Steinbrenner, dass Jesus ein Fan von ihrem Gesang ist.";, vertraut mir der alte Mann an.
"Hä?"
"Sie wissen schon, das Lied, das Sie am Geburtstag Ihres Mannes gesungen haben?"
"Ach, Sie meinen das `Happy birthday, Schnuggeputz', das ich besoffen, zugedröhnt und völlig schief geschmettert habe?"
"Genau das!"
Jesus tritt ehrfürchtig an mich heran und sagt: "Hab keine Furcht, oh Mutter Teresa 2. Beflügelt von deiner goldnen Stimme; werde ich Gott von seinem Thron verbannen. Also bitte."
"Ahem, bitte was?"
"Sing das Lied für mich: Happy birthday, Schnuggeputz."
"Oh, äh, Ok" Ich räusperte mich.
"Haaaappyyy birthday, Schnuggeeeeputz,
und der Morgen is mir völlig schnurz
heuer wird gesoffen, gefeiert, ich bin sooo toll,
wenn ich noch ne zeile mehr singen muss kotz ich mich voll."
Ich beendete das Lied mit einem höchst unmelodischen Kiekser. Mir wird gerade klar, wie kitschig die ganze Situation war: Ich stehe im Himmel vor Jesus Christus, über den ich vor kurzem noch ein paar makabere Scherze gemacht habe, und der mich bittet, ihm ein Lied vorzutragen, das ich zuletzt gesungen hatte, als ich einen Lampenschirm als Hut trug, damit er davon inspiriert, Gott, nur meinetwegen, vernichten kann. Cooool, das nenne ich nen erfüllten Tag. Besser als Waschtag in meiner zweiten WG...jaja da hätte selbst die WC-Ente aus der Werbung ihre Jungfräulichkeit verloren...
Jesus schnippte, wie schon der alte Mann zuvor, und ein Megaphon, natürlich vergoldet, erscheint.
"Warum ist bei euch alles vergoldet?", frage ich Jesus.
"Gott ist Kapitalist.", antwortet dieser schlicht.
Dann brüllt er in das vergoldete Megaphon Gottes Namen, über den ich mich heute noch wundere: "Rosaaaa Schlüpfeeeeer!!!!" Vor- und Nachnamen. (eigentlich Rosangela)
"Oh, mein Gott!", sagte Gott, als er mich sieht.
"Du?"
"Ja, sie.", sagt Jesus, nur damit etwas geantwortet wird.
"Kannst du mir verraten, warum eine Frau, die auch Mutter Teresa 2 genannt wird, in die Hölle kommt?"
"Sie hat die Christen geärgert...und, da dachte ich. .."
"Wie bitte, mein Lieber?! Ich hör wohl nicht richtig?? Wer macht sich denn immer einen Spaß daraus die Christen zu verarschen? Wer hat bitteschön ins neue Testament geschrieben, ich würde Wasser in Wein verwandeln? Dabei vertrage ich nur Whiskey!! Und wer dämpft seine Minderwertigkeitskomplexe damit ab, den Leuten zu Flüstern es sei Gottes Wille, sich selbst in die Luft zu sprengen, Schwule nicht heiraten zu lassen, zu glauben, Jesus habe etwas gegen Drogen, und George W. Bush sei ein Mensch und man soll ihn zum Präsidenten zu machen??"
"Ok, ok, ok ...", Gott ist jetzt ziemlich kleinlaut, und schaut ständig auf seine Füße runter.
"Wer hat den Ratzinger zum Papst erklärt, hä??"
"Hey, das stimmt aber wirklich nicht!" meldet sich der alte Mann, "Das war der Bassist von den Sex-Pistols, sowas kann doch nur von DEM Idioten kommen!" Sid Vicious kommt grad um die Ecke und rennt ganz schnell heulend zu Nancy. "Gott, du bist gefeuert, und kannst in der Hölle schmoren, ich will dich verbrennen sehen, ähähähhähäää!!! ICH habe die Macht!!!" meint Jesus.
"Nein!!", das bin ich, "Ihr könnt Gott doch nicht einfach so in die Hölle stecken. Beweisen wir göttliche, pardon, Gnade und degradieren ihn zum...ach was weiß ich was in dieser Branche schlechter ist als das höhere Wesen, das wir alle verehren,...zum... ";
"KLOENGEL!!!", ruft der alte Mann.
"KLOENGEL!! Brilliant! DA kann er Courtney Love gleich gesellschaft leisten!",stimmt Jesus ein, "Und Sie, Frau Steinbrenner...";
"Sie können Alexandra zu mir sagen."
"Alexandra, du wirst der neue Gott!"
"Ok.", ist alles was mir dazu einfällt.
Wie sich später herausstellt, bin ich der beste Gott, den es je gab: besser als der christliche Gott (der anscheinend der dämlichste aller Zeiten war, wie ich anhand von Jesus für lustigen Anekdoten erfahre, wirklich dümmer als es die Polizei erlaubt) und auch als jeder Gitarrengott.
Ich habe den Rassismus, Faschismus und Sexismus abgeschafft, den mein Vorgänger eingeführt hatte, lasse friedliche Anarchie und ab und zu mal einen funktionierenden Kommunismus herrschen. Und all das nur, weil mich Jesus, so mag, und eigentlich vor allem weil ich betrunken auf einer Party 'Happy birthday, Schnuggeputz' gesungen hab. Tja, so kanns gehen.


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